02.03.2017

Köln | 02.03.2017

Rhein-Meeting 2017 – Über den Menschen und das Menschsein

Es ist die erste Gegebenheit unseres Lebens und doch so wenig selbstverständlich: Mensch zu sein. Die Frage nach dem Menschsein wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu formuliert. Nicht von ungefähr sind daraus ganze Wissenschaftsrichtungen entstanden. Aber gerade da sie jeden persönlich betrifft, kann sie nicht delegiert werden. Es liegt es an jedem Einzelnen, ihr nachzugehen. Das Zitat von Camus, Titel des Rhein-Meetings 2017, will diese Intention unterstreichen: „Ein Mensch zu sein, das interessiert mich“.

Mensch sein, Mensch bleiben, Mensch werden – das sind Fragen, mit denen wir in unterschiedlichsten Situationen tagtäglich konfrontiert sind. Die Anlässe können vielfältig sein. Es mögen die wiederkehrenden, vermeintlich sinnlosen Arbeitsroutinen und Pflichten sein, wie sie uns in Familie und Beruf begegnen. Situationen von Freude oder Leid, die wir persönlich erfahren oder die uns die Medien von weither in unsere Welt bringen. Es mögen himmelschreiende Ungerechtigkeiten oder Zeugnisse menschlichen Großmuts sein; Beziehungen, die erfüllen und Begegnungen, die vor den Kopf stoßen.

Wie in den vergangenen drei Rhein-Meetings werden wieder in Vorträgen und Podiumsgesprächen international tätige Vertreter aus verschiedenen Bereichen wie Medizin, Medien, Hochschule, Kirche und Rechtsprechung zu Wort kommen. Reflektiert wird dabei die Rolle des Einzelnen innerhalb von Gesellschaft und Arbeitswelt, auch ausgehend von der persönlichen Erfahrung in der Begegnung mit Krankheit, Alter und Zerbrechlichkeit.

So diskutieren und referieren in diesem Jahr u.a. der Erzbischof Dr. Paolo Pezzi aus Moskau und der portugiesische Jurist und Politiker Prof. Dr. Miguel Poiares Maduro vom Europäischen Institut in Florenz. Aus dem Bereich der Medizin wird zu uns Prof. Dr. Markus Schlemmer aus München zum Titelthema des Rhein-Meetings „Ein Mensch zu sein, das interessiert mich“ sprechen.

Am Sonntag wird ein Trilog zwischen dem Rabbiner Jehoschua Ahrens, Prof. Dr. Thomas Söding, vom Lehrstuhl für Neues Testament, und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspädagogik, das Rhein-Meeting 2017 ausklingen lassen.

Ergänzt wird das Diskussions- und Vortragsangebot von einer Ausstellung mit Bildern der Fotografin Barbara Klemm. Ihre Bilder zeigen alltägliche und zugleich eindringliche Situationen: Momente des Wartens, der scheinbaren Ereignislosigkeit, die sich im Bild eingefangen zu einer Frage verdichten; Blicke, die den Betrachter einladen, sich auf einen Dialog einzulassen.

Am Samstagabend ab 20:30 Uhr wird im Saal des Maternushauses das Streichquintett des Syrian Expat Philharmonic Orchestra zu Gast sein. Das Konzert und dargebotene Musik sind das verbindende Element zu den vielen Themen des Rhein-Meetings 2017.

Die geladenen Referenten des Rhein-Meetings 2017 sind:

Prof. Dr.Luis Miguel Poiares Pessoa Maduro: Prof. Dr. Luís Miguel Poiares Pessoa Maduro unterrichtet seit 2009 internationales Recht und Verfassungsrecht am European University Institute (EUI) in Florenz. Von 2013 bis 2015 war er Minister für Parlamentsangelegenheiten und Regionalentwicklung in Portugal.

Nach seiner Promotion am EUI 1996, mit der er unter anderem den Preis Obiettivo Europa für die beste Dissertation am EUI gewann, arbeitete er zunächst an den Universitäten in Lissabon und als Fulbright-Stipendiat in Harvard. Von 2003 bis 2009 wirkte er als Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof, parallel zu vielfältigen Gastprofessuren an Universitäten in Europa und den USA. Anschließend wurde er Gründungsdirektor des Global Governance Programme am EUI. Der Autor zahlreicher Publikationen erhielt 2010 den Gulkbenkian Science Prize für seine herausragenden Arbeiten in der Rechtswissenschaft.

Jochen Ott, MdL: Jochen Ott ist stellvertretender Vorsitzender der SPD Nordrhein-Westfalen, langjähriger Vorsitzender der SPD Köln und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, der er seit 2010 angehört. Nach seinem Abitur im Jahr 1993 studierte er Geschichte, Sozialwissenschaften und Katholische Religion in Köln und London und unterrichtete anschließend als Lehrer am Gymnasium und einer Gesamtschule. Er war als Ratsmitglied der Stadt Köln bereits mehrere Jahre politisch tätig bevor er 2010 erstmals in den Landtag gewählt wurde.

Seine fachlichen Schwerpunkte sind Bildung, Bauen und Wohnen, Stadtentwicklung, Verkehr und Infrastruktur, Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft. Er leitete mehrere politische Projektgruppen aus diesen Themenbereichen. Jochen Ott war Oberbürgermeisterkandidat der SPD im Jahr 2015. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Dr. Paolo Pezzi: Erzbischof Dr. Paolo Pezzi steht seit 2007 an der Spitze des katholischen Erzbistums der Mitter Gottes in Moskau und ist seit 2011 Vorsitzender der russischen Bischofskonferenz. Sein Weihespruch lautet: „Leidenschaft für die Herrlichkeit Christi“.

Der Italiener aus der Provinz Ravenna gehört der Priesterbruderschaft der Missionare des heiligen Karl Borromäus an und wurde 1990 zum Priester geweiht. Nach der Promotion 1993 an der Päpstlichen Lateranuniversität über das Thema „Katholiken in Sibirien – Ursprünge, Verfolgung, heute“ ging er selbst nach Sibirien, wo er bis 1998 als Dekan in der Apostolischen Administratur von Westsibirien wirkte. In den folgenden sieben Jahren war er als Generalvikar an der Leitung der Priesterbruderschaft beteiligt. Seit 2004 unterrichtete er am katholischen Priesterseminar „Maria Königin der Apostel“ in Sankt Petersburg.

Dr. Huib Klink: Dr. Huib Klink ist Schriftleiter der niederländischen Zeitschrift Ecclesia, des Organs der „Stiftung Freunde des H. F. Kohlbrügge“. Nach dem Theologiestudium in Utrecht mit Schwerpunkten unter anderem auf Luther und Plato promovierte er 1997 über „Aufstand, Politik und Religion bei Wilhelm von Oranien“.

Der Vater von sechs Kindern ist seit 1991 Pastor der reformierten Gemeinde in Hoornaar (Niederlande) und unterrichtet Philosophie an der Driestar Hogeschool.

Jehoschua Ahrens: Jehoschua Ahrens ist Direktor für Zentraleuropa des „Zentrums für jüdisch-christliche Verständigung und Zusammenarbeit“ (CJCUC). Nach einer Karriere als Manager für Sales&Marketing in internationalen Unternehmen entschied sich Josh Ahrens, Rabbiner zu werden. Nach Studien am Rabbiner-Seminar und der Bar Ilan-Universität in Israel erwarb er einen Abschluss an der Jüdischen Universität in Ungarn und hält einen Master-Abschluss der Universität von Cambridge über Studien zur Jüdisch-Christlichen Beziehung. Seit 2010 war er als Rabbiner in Bulgarien, der Schweiz und Düsseldorf tätig und hat 2015 ein Forschungsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds über Jüdisch-Christlichen Dialog angenommen, worüber er gleichzeitig an der Universität von Luzern promoviert.

Rabbi Ahrens ist in vielfältiger Weise engagiert im Bereich der jüdisch-christlichen Beziehungen. Er ist Mitglied in mehreren Räten und Kommissionen zum christlich-jüdischen Dialog in verschiedenen europäischen Ländern und gefragter Dozent bei interreligiösen Veranstaltungen. Der Mitunterzeichner der Erklärung „Den Willen unseres Vaters im Himmel tun: Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen“ lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Düsseldorf.

Prof. Dr. Thomas Söding: Prof. Dr. Thomas Söding ist seit 2008 Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor war er seit 1993 Professor für Biblische Theologie an der Universität Wuppertal. Seine akademischen Studien umfassten Katholische Theologie, Germanistik und Geschichte. Die Schwerpunkte seiner akademischen Arbeit sind die Exegese der Evangelien, paulinische Theologie sowie die Ökumene.

Thomas Söding ist bekannt durch zahlreiche Buchveröffentlichungen sowie vielfältige und weitgefächerte Tätigkeiten in wissenschaftlichen und kirchlichen Gremien, u.a. als Berater der Deutschen Bischofskonferenz und als Konsultor des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung; an der Weltsynode zur Neuevangelisierung 2012 in Rom hat er als Experte teilgenommen. Sein starkes Engagement für die Ökumene zeigt sich in seiner Mitarbeit in mehreren relevanten ökumenischen Gremien wie etwa der internationalen Lutherisch/Römisch-Katholischen Kommission für die Einheit, des Wissenschaftlichen Beirates zum Reformationsjubiläum 2017 und des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Er war Mitarbeiter der ökumenischen Arbeitsgruppe zur Klärung der biblischen Basis der „Gemeinsamen Erklärung“.

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide: Seit 2010 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster als Professor für islamische Religionspädagogik tätig, ist Prof. Dr. Mouhanad Khorchide ein Vertreter der historisch-kritischen Koranexegese.

Der in Saudi-Arabien aufgewachsene Sohn einer palästinensischen Familie kam 1989 nach Österreich, wo er 2000 mit dem Studium der Soziologie an der Universität Wien begann und 2008 promovierte. Über ein Fernstudium erhielt er 2004 zudem einen Hochschulabschluss der Al-Ozaii-Imam-Fakultät für Islamische Studien im Libanon. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Islam in Europa und islamischer Religionsunterricht in Europa. In 2012 erschien sein Buch „Islam ist Barmherzigkeit“. Darüber hinaus engagiert er sich in verschiedenen Gremien des interreligiösen Dialogs und ist u.a. seit 2011 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Europäischen Instituts für interkulturelle und interreligiöse Forschung.

Dr. Marcus Schlemmer: PD Dr. med. Marcus Schlemmer ist seit 2014 Chefarzt im Krankenhaus Barmherzige Brüder in München. Er studierte zunächst Theologie und Philosophie in Bochum und Passau. Es folgte das Medizinstudium in Düsseldorf und München, wo er sich auch im Bereich Hämotologie habilitierte. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Kliniken Münchens widmet er sich in seiner jetzigen Tätigkeit primär der Palliativmedizin. In seinen Lehrveranstaltungen und Vorträgen legt er auch besonderen Wert auf die Rolle und Wichtigkeit des Pflegepersonals in der Begleitung von Patienten und Angehörigen.

Prof. Dr. Ulrich Lüke: Prof. Dr. Ulrich Lüke lehrt seit 2001 Systematische Theologie an der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Nach dem Studium von Biologie, Philosophie und Theologie wurde er 1980 zum Priester geweiht. Er lehrte viele Jahre am Gymnasium und war als Pfarrseelsorger tätig, bevor er sich 1996  in Münster habilitierte. Es folgten Lehrtätigkeiten für Philosophie und Theologie in Freiburg und Paderborn. Lüke setzt sich in Artikeln für Zeitschriften und Zeitungen sowie in Rundfunkbeiträgen vor allem mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Glauben auseinander. Bekannt wurde vor allem auch sein Buch Das Säugetier von Gottes Gnaden. Evolution – Bewusstsein – Freiheit (2007). Daran angelehnt ist auch der Titel seines Vortrags beim diesjährigen Rheinmeeting.

Veranstalter:

Rhein-Meeting e.V.: Der Verein wurde von einer Gruppe junger Berufstätiger gegründet, die zum Teil zur katholischen Bewegung Comunione e Liberazione/Gemeinschaft und Befreiung gehören. Sie haben sich in einem Verein zusammengeschlossen, um das Rhein-Meeting zu tragen. Das Rhein-Meeting orientiert sich an dem Format des „Meeting für die Freundschaft unter den Völkern“ – eine der größten Kulturveranstaltungen Europas, die jährlich in Rimini stattfindet. Die Mitglieder des Rhein-Meeting e.V. verbindet der Wunsch, die Wirklichkeit, in der sie leben, besser kennenzulernen, zu verstehen und mit anderen Menschen zu teilen. Die Veranstaltungen des Rhein-Meeting e.V. sind daher für jeden offen. Der Rhein-Meeting e.V.  freut sich über die Mitarbeit und die Kooperation privater Personen und Institutionen, die diese kulturelle Arbeit mittragen wollen. Mehr unter: http://www.rhein-meeting.org

Comunione e Liberazione (CL)/Gemeinschaft und Befreiung: ist eine kirchliche Bewegung, deren Hauptanliegen eine christliche Erziehung ihrer Anhänger ist, die zum Mitwirken an der Mission der Kirche in allen Bereichen der heutigen Gesellschaft ermutigt. CL entstand 1954 in Italien, als der italienische Priester Luigi Giussani (1922-2005) am humanistischen Berchet-Gymnasium in Mailand eine Gruppe von Schülern um sich scharte, die die Bedeutung des christlichen Glaubens für ihr Leben tiefer verstehen wollten. Comunione e Liberazione ist heute in über 80 Ländern weltweit präsent. Mehr unter: http://de.clonline.org

Die Veranstaltung im Maternushaus in Köln wird vom Engagement ehrenamtlicher Helfer getragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos.

Nähere Infos zu den geladenen Referenten und zum Programm finden Sie hier: http://www.rhein-meeting.org/hauptprogramm/

Dort sind nun auch kurze Vorankündigungen zu den Vorträgen einzusehen. Kurzfristige Änderungen entnehmen Sie dann bitte der Rubrik „Aktuelles“.

V.i.S.d.P.
Dr. Gianluca Carlin
Regenboldstr. 4
50765 Köln
g.carlin@rhein-meeting.org
0177/ 33 76 618